Kolonialgeschichte

"Wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne!" und "Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht!"

Diese Aussage vom späteren Reichskanzler von Bülow und von Kaiser Wilhem II beschreiben die Bestrebungen der deutschen Kolonialpolitik auf wirtschaftlichen Wachstum und Unterdrückung der Menschen in den Kolonien.

Deutschlands koloniales Abenteuer beginnt 1683 mit der Festung Groß Friedrichsburg im heutigen Ghana, die der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm errichten ließ, um von dort aus mit Gummi, Gold und Sklaven zu handeln. Auf Einladung von Reichskanzlers Bismarck wurde 1885 auf der Kongokonferenz in Berlin die Aufteilung Afrikas unter den europäischen Ländern mit der „Kongoakte“ vollzogen. Nach Aufständen und kriegerischen Auseinandersetzungen und von den Schutztruppen begangenen Massakern im heutigen Kamerun und Namibia endete 1919 für Deutschland mit dem Vertrags von Versailles der koloniale Traum. Doch schon in der Frühphase der Weimarer Republik wünschte sich u.a. der damalige Bürgermeister von Köln, Konrad Adenauer die Kolonien zurück. Adenauer war von 1931 bis 1933 Stellvertretender Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft. Aufwind bekamen das Thema 1933 mit den Nazis. So plante Hitler neben neuen "Lebensraums" im Osten auch eine erneute Kolonisierung Afrikas. Mit der Kriegsniederlage des Deutschen Reiches 1945 war der koloniale Traum für Deutschland ausgeträumt.

Über die Rolle des heutigen Ruhrgebiets während der Zeit der deutschen Kolonialgebiete in Afrika ist nur sehr wenig bekannt. Hinweise auf rege Aktivitäten in der Region liefert der 1909 gegründeten Kolonial-Krieger-Verein Essen und Umgebung, die ehemalige Vereinigung Colonial Schutztruppen Hagen und Umgebung, die damaligen Kolonialtruppen Oberhausen oder der aufgelöste Verein der ehemaligen Schutztruppler und Kolonialdeutscher Herne.

Eine Anekdote für die öffentliche Wahrnehmung Afrikas im Ruhrgebiet während der Kolonialzeit ist die folgende: Im Jahre 1912 wurde in Dortmund die Freizeitanlage „Lunapark“ eröffnet - seinerzeit eine der größten Freizeitanlagen ihrer Art in Deutschland. Die Veranstalter organisierten aus diesem Anlass eine große Ausstellung mit dem Titel „Kongonegerdorf“. Die Mehrzahl der Protagonisten dieser Völkerschau kam allerdings nicht aus dem Kongo, sondern aus der deutschen Kolonie Togo. Der Leiter der Truppe war Nayo C. Bruce aus Togo, der sich als Schausteller selbstständig machte, nachdem er bereits 1896 an der Berliner Kolonialausstellung teilgenommen hatte. In Dortmund wurde am 20. April 1912 seine Tochter Cäcilia geboren, in einer Hütte an der Münsterstraße, wie es in den Unterlagen des Dortmunder Standesamtes heißt. Cäcilia Bruce, die erste Dortmunderin afrikanischer Herkunft! 

Im neuen SOUL OF AFRICA Museum wird ein Ausstellungsbereich die Kolonialgeschichte in der Region des heutigen Ruhrgebiets sein. Darin wird die Sammlung des Essener Topographen Lorenz Wohlfahrt einen Schwerpunkt bilden. Wohlfahrt war von 1905 bis 1912 in Deutsch Südwestafrika (dem heutigen Namibia) tätig und hat seiner Tochter eine einzigartige Sammlung mit Originallandkarten, Speeren, Tiertrophäen und Tagebuchaufzeichnungen hinterlassen. Diese Sammlung ist nun als großzügige Schenkung in den Besitz Henning Christophs übergegangen.

Lorenz Wohlfahrt, ein essener Kolonialbeamter.

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